Die Gewissheit, dass ein guter Boden für eine gute Ernte Voraussetzung ist, treibt viele Gartenbesitzer jedes Jahr aufs Neue. So manch einem steht bereits der Schweiß auf der Stirn, wenn er daran denkt, welche Arbeit vor ihm liegt. Denn schließlich lautet eine althergebrachte Weisheit: „Im Herbst muss umgegraben werden!“
Der Gartenboden soll durch das Umschichten der Erde mit einem Spaten gelockert und durchlüftet werden. Außerdem werden beim Umgraben Pflanzenreste und Unkräuter im tieferen Boden gut versteckt und ein ordentliches und aufgeräumtes Beet ziert den Garten.
Doch ist es wirklich angebracht, die Beete komplett und tief zu bearbeiten? Müssen Sie wirklich alles durcheinander bringen und das Unterste zuoberst kehren? Mittlerweile sind viele Gartenexperten davon überzeugt, dass das Umgraben normalerweise nicht nötig und sogar eher von Nachteil ist. Schließlich gibt es längst eine andere, neue Strategie, die sich mehr als bewährt hat.
Welche das ist, wie Sie diese ganz einfach umsetzen können, welche Vorteile die Vorgehensweise mit sich bringt und auf was achten ist – all das erfahren Sie, wenn Sie dranbleiben…
Der Schlüssel für erfolgreiche Gartenarbeit
Die richtige Vorbereitung des Bodens ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen ökologischen Gartenarbeit. Präsentieren Sie den Pflanzen einen guten und nährstoffhaltigen Boden, damit dieser wiederum die besten Wachstumsbedingungen bereithält.
Denn ein nährstoffreicher, gesunder Boden wird nicht nur zu einer reichen Ernte, sondern zu einer reichen, geschmackvollen und zudem gesunden Ernte führen. Ein Garten mit kargen und nährstoffarmen Böden kann unmöglich Obst oder Gemüse hervorbringen, die gehaltvoll und wohlschmeckend aromatisch sind. Hinzu kommt noch, dass Pflanzen, die in einem gesunden Boden angebaut werden, viel weniger Probleme mit Krankheiten und Schädlingen haben.
„Es gibt doch nichts Besseres, als den Pflanzen einen herrlich krümeligen, schwarzen und nährstoffreichen Boden in Ihrem Garten anzubieten.”
Um einen fruchtbaren Boden aufzubauen und langfristig zu erhalten, muss dieser bis in die tieferen Schichten hinein locker und krümelig gehalten werden.
Die Praxis – fernab der Theorie
„Ohne guten Boden gibt es keine gute Ernte!“ So viel zur Theorie. Die Praxis: Im konventionellen Gartenbau wird der Boden deshalb recht gedankenlos einfach umgegraben. Das erfolgt meist mit einem Spaten. Auf größeren Flächen wird sogar ein Pflug eingesetzt.
Mit der herkömmlichen Bodenbearbeitung töten wir im Grunde das komplizierte Netzwerk des Lebens unter der Erde, von dem das oberirdische Leben abhängt. Bedenken Sie immer, dass das Wachstum der unterschiedlichen Pflanzen wie Blumen oder Gemüse nicht über der Erde endet. Ein Gartenboden verfügt über eine nach unten gewachsene Struktur.
Es bildet sich ein Mikrokosmos. In jeder Bodenschicht leben unzählige Kleinstlebewesen und Organismen wie Bakterien, Einzeller, Pilze und Nematoden. Hinzu kommen noch die wichtigen Helfer: die Regenwürmer. Alles hat genau seinen Platz. In dieser fruchtbaren Ordnung sorgen alle gemeinsam dafür, dass den Pflanzen Nährstoffe zur Verfügung stehen, Blätter aufgespalten oder Humus neu gebildet werden etc.
Wenn nun ein grober Spaten in diese gewachsene Struktur eindringt, ist leicht nachvollziehbar, dass der Eingriff zwangsläufig zu einem Kollateralschaden führt. Es gibt zahlreiche Studien die belegen, dass insbesondere die Bodenbearbeitung die meisten Probleme im Erdreich verursacht. Neben dem Umgraben sind es giftige Verbindungen wie Pestizide und anorganische Düngemittel, die die Organismen abtöten, die im Boden Struktur aufbauen.
Die Konsequenz: Der Aufbau einer fruchtbaren Krümelstruktur mit intensiver Bodenfauna wird durch diese Störung um Wochen, manchmal um Monate verzögert.
Das natürliche Bodenleben erhalten
Beim biologischen Gärtnern wird das sensible Boden-Nahrungs-Netzwerk möglichst nicht gestört. Vielmehr soll das natürliche Bodenleben erhalten und unterstützt werden. Während beim Umgraben die oberste Schicht nach unten verbracht wird, werden im Bio-Garten Geräte eingesetzt, die den Schichtenaufbau und vor allem die vorhandene Humusschicht erhalten. Grabegabeln, Krallen, sogenannte Sauzähne, Hacken, Rechen, Bodenlüfter oder Grubber sind insofern als Geräte vorzuziehen.
Idealerweise beginnen Sie damit bereits im Herbst, sodass das Beet fürs Frühjahr optimal vorbereitet ist. Um den Boden optimal vorzubereiten, tragen Sie zuerst mithilfe einer Ziehhacke das Gras und die Gründüngung ab, je nachdem, ob es sich um ein neues oder ein bereits bestehendes Beet handelt.
Anschließend lockern Sie den Grund mit einer Grabegabel etwa 20 bis 30 Zentimeter tief. Genauso gut funktioniert alternativ das Durchlüften. Dazu eignet sich ein Sauzahn sehr gut. Keine Sorge, Sie müssen dazu keinem Keiler die Hauer herausreißen! Der Sauzahn ist eine schonende Methode, um den Gartenboden gut zu lockern, ohne sein Gefüge zu verändern. Weil die Mikroorganismen so in der obersten Erdschicht bleiben, ist das Gartenwerkzeug bei Biogärtnern äußerst beliebt.
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Wie sieht ein Sauzahn aus? Er ähnelt einer Sichel an einem langen Stiel. Der Sauzahn ist ein großer, einzinkiger Grubber mit einer Spannweite von etwa 25 Zentimetern. An der Spitze wird es etwas breiter, damit die Erde beim Durchziehen angehoben werden kann. Im Gegensatz zum Spaten werden mit dem Sauzahn keine großen Schollen in der Erde umgehoben, sondern nur tiefe Rillen gezogen. Dazu wird das Gartengerät einfach in die Erde gestochen und im Abstand von etwa 20 Zentimetern in diagonalen Bahnen tief durch den Boden gezogen. Dies erfolgt sowohl in Längs- als auch in Querrichtung, sodass auf der Oberfläche ein rautenförmiges Muster entsteht.
Die Ausnahme von der Regel
Ein Spaten hat nur dann eine Berechtigung, wenn Sie mit den anderen Geräten nicht mehr weiterkommen. Das Durcharbeiten eines Bodens mit hohem Lehmanteil ist beispielsweise mit dem Sauzahn sehr mühsam, da dieser vorwiegend für sandige und lockere Böden gut zu gebrauchen ist.
Beim Anlegen eines neuen Beetes oder bei feuchten und klebrigen Böden kommt dann doch ausnahmsweise der Spaten zum Einsatz. Wenn also Umgraben, dann sollten Sie schwere, tonige Böden bereits im Herbst vor dem ersten Frost tiefgründig bearbeiten*. Oder aber Sie lassen die Erdschollen, die Sie mit dem Spaten ausgehoben werden, im Winter gut durchfrieren. Diese sog. Frostgare macht die Schollen schön locker und krümelig.
*(Später sollten Sie auf das Umgraben des Bodens weitestgehend verzichten, um das sensible Boden-System nicht zu stören.)
Bodenschutz für guten Ertrag
Nachdem sie den Boden gelockert haben, wird er mit nährstoffreichem, reifem Kompost angereichert und die Oberfläche glatt gerecht. So erhalten Sie ein möglichst feinkrümeliges Beet. Die schonende Bearbeitung und Bodenschutz fördern im Obst- und Gemüsegarten die dauerhafte Fruchtbarkeit und ein gesundes, harmonisches Pflanzenwachstum im nächsten Jahr.
Um Ihre Beete gut über den Winter zu bringen, ist es besonders wichtig, dass diese immer bedeckt bleiben. Dafür bieten sich die folgenden Möglichkeiten an.
Gründüngung – schützt und lockert den Boden
Zur Verbesserung des Bodens werden stickstoffsammelnde Leguminosen (z. B. Bohnen, Klee oder Lupinen) sowie Gründüngungspflanzen (z. B. Phacelia) angepflanzt. Am idealsten ist eine Mischung aus verschiedenen Arten, die für die Gründüngung geeignet sind. Die Wurzeln lockern die Erde tiefgründig und bilden Stoffe, die den Mikroorganismen als Nahrung dienen. Im Frühjahr werden die Pflanzen einfach abgehackt und die Wurzeln verbleiben im Boden. Sie werden dort direkt abgebaut. Gleichzeitig jedoch halten sie kleine Kanäle im Boden offen, über die Wasser tief in die Erde eindringen kann. Die Einsaat von Gründünger hat viele Vorteile wie z. B. die verminderte Verdunstung des Wassers aus dem Boden.
Kompost – das beste Mittel für die Bodenverbesserung
Kompostieren ist nach Aussagen des Umweltbundesamtes „das älteste und einfachste Recyclingverfahren der Welt”.
Kompost aus organischen Materialien eignet sich besonders gut als biologischer Dünger. Ein Komposthaufen verwertet Reste im Garten sinnvoll, zudem wird das Kohlendioxid durch Bodenlebewesen abgebaut und gespeichert. Humus ist außerdem ein optimaler Dünger für die Pflanzen und hilft dabei, den Boden zu verbessern. Er speichert Wasser und gibt es langsam wieder an die Pflanzen ab. Er enthält alle wichtigen Pflanzennährstoffe, belebt den Boden und verbessert die Bodenstruktur. Weitere Düngezugaben sei es Mist oder Hornmehl erfolgen nur nach Bedarf.
Das „schwarze Gold“ muss nicht unbedingt als Dünger genutzt werden. Wenn Sie Ihr Beet vorbereiten, verteilen Sie einfach Kompost auf der Oberfläche. Das unterdrückt erst einmal die Unkräuter. Zusätzlich wird der Boden humoser und kann Wasser und Nährstoffe mehr und besser speichern. Anschließend, wenn die Zeit gekommen ist, pflanzen Sie direkt in den Kompost. Außerdem bringt Kompost all die Mikroorganismen mit, die bereits in der Miete an der Umsetzung des Materials gearbeitet haben. Diese setzen ihre Arbeit nun direkt im Beet fort.
Mulch – schützt vor Bodenabtrag
Mulchen bedeutet nichts anderes, als den Gartenboden mit pflanzlichen Materialien abzudecken. Eine Maßnahme, die von vielen Gärtnern immer noch unterschätzt wird.
Das Zuführen der organischen Substanzen trägt zur Vitalisierung bei. Sie verbessern den Wasserhaushalt leichter Böden und den Lufthaushalt schwerer Lehmböden. Die Materialien liefern mit zunehmendem Abbau wichtige Pflanzennährstoffe, fördern die Bodenlebewesen und die Humusbildung.
Das Mulchen mit Stroh, Grasschnitt, Laub etc. führt dem Boden Nährstoffe zu, sorgt für ein ausgeglichenes Bodenklima und verhindert die Austrocknung. Eine ganzjährige Bodenbedeckung schützt vor Bodenabtrag und unterdrückt nicht erwünschte Beikräuter. Unter einer Mulchschicht aus Rindenhumus, Strauchhäcksel oder Herbstlaub bleibt der Boden offen.
Ausblick auf das Frühjahr
Im Frühjahr verteilen Sie die Überbleibsel zusammen mit Kompost und einer geeigneten Starthilfe im Beet, arbeiten alles mit der Grabgabel, einer Hacke oder einem Sauzahn oberflächlich ein und haben so die Beetvorbereitung und Düngung in einem Arbeitsgang erledigt.
Der Boden muss allerdings dazu bereit sein.
Mehr erfahren Sie in dem Beitrag: Gartenkralle oder Grabegabel – oder beides?
James Underwood Crockett (1915 – 1979), ein berühmter englischer Gärtner und Autor, veröffentlichte in seinem Werk „Crockett’s Victory Garden” folgende Empfehlung:
» Es gibt einen einfachen Test, um festzustellen, ob der Boden bereit ist: Bleibt eine Handvoll Erde nach dem Zusammendrücken in einer feuchten Kugel, ist der Boden noch zu nass, um bearbeitet zu werden. Zerbröselt die Kugel wie ein Schokoladenkuchen, ist der Boden bereit. «
Fazit
Die schonende Bodenbearbeitung zum richtigen Zeitpunkt erfolgt mit einem Grubber und einer Grabgabel. Damit fördern Sie das Bodenleben, den Humusgehalt und die Bodenstruktur. Auf das aufwändige Umgraben wird weitestgehend verzichtet, um das sensible Bodensystem nicht zu stören. Nur so kann der natürliche Prozess erhalten bleiben.
Versuchen Sie es – Sie werden begeistert sein! So erreichen Sie, dass ein guter Boden für eine gute Ernte zur Verfügung steht und Ihren Pflanzen beste Wachstumsbedingungen bietet