Was fällt Ihnen ein, wenn Sie den Namen „Gynostemma pentaphyllum“ lesen oder hören? Es handelt sich um eine Pflanze aus der Familie der Kürbisgewächse, die bei uns mittlerweile unter der Bezeichnung „Jiaogulan“ [Dschiau-gu-lan] mehr und mehr in den Fokus gerät und sich einer stetig steigenden Nachfrage erfreut. Eine Pflanze also, die aufgrund ihrer positiven Eigenschaften eine wachsende Fan-Gemeinde begeistert und voll im Trend liegt. Und das nicht nur in unseren Breitengraden. Gleiches gilt auch für die USA und für viele asiatische Länder.
Was die rankende Indigopflanze Jiaogulan so populär und beliebt macht und welche positiven Wirkungen diesem Gewächs zugutegehalten werden, werde ich im Folgenden erläutern. Doch das Beste erst einmal vorweg: Diese Pflanze lässt sich relativ leicht im Garten kultivieren!
Jiaogulan oder Xian Cao
Eine weitere Frage sei zur Einleitung erlaubt: Was fällt Ihnen zu den Provinzen Guangxi, Guizhou und Sichuan, alle gelegen im Südwesten von China, ein? – Im Rahmen einer Volkszählung wurde festgestellt, dass es genau dort einen überdurchschnittlichen Anteil an Menschen gibt, die über 100 Jahre alt sind. Wenn Sie den „Alten“ die Frage stellen, wie sie das geschafft haben, dann werden Sie als Antwort erhalten: Das liegt an „Xian Cao“. Logisch, denn „Xian Cao“, der chinesische Name für Jiaogulan, bedeutet sinngemäß so viel wie „Kraut der Unsterblichkeit“. Wissenschaftler, die dem Geheimnis des hohen Alters auf die Spur kommen wollten, konnten klimatische oder genetische Einflussfaktoren ausschließen. Letztlich kamen sie zu dem Schluss, dass der Konsum dieser Pflanze, insbesondere der tägliche Genuss als Tee, zu dieser erstaunlichen Entwicklung geführt haben konnte.
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) hat die Kräuterheilkunde eine sehr lange geschichtliche Entwicklung und einen unglaublich hohen Stellenwert. Das Gewächs Jiaogulan ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Medizinform. Auch die Menschen in anderen Ländern sind überzeugt von den positiven Wirkungen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Pflanze beispielsweise in Japan (allerdings unter der Bezeichnung „Amachazuru“, sinngemäß übersetzt „süße Tee-Ranke“), in Korea, Thailand, Malesien, Indien oder Nepal als Tee, Salat- und Gemüsebeigaben konsumiert wird. Der Tee aus den Blättern ist wohlschmeckend und lässt sich sowohl aus getrockneten als auch frischen Blättern zubereiten. Die frischen Blätter sind auf jeden Fall vorzuziehen, da der Tee dann einfach besser schmeckt. Salate erhalten mit den jungen Triebspitzen eine angenehme, exotische Nuance. Die Blätter können ohne Probleme roh verzehrt, als Zutat für Smoothies oder als Gemüse zubereitet werden.
Es gibt zahlreiche Bezeichnungen, die bereits auf die Bedeutung oder Verwendung der Pflanze hinweisen wie u. a.
- Unsterblichkeitskraut
- Miracle Grass
- Herb of Immortality
- Frauenginseng
- Five Leaves Ginseng.
Was hat Jiaogulan mit Ginseng zu tun?
Tatsächlich wurde in Japan auf der Suche nach einem neuen kalorienarmen Süßungsmittel bei der wissenschaftlichen Untersuchung von Jiaogulan rein zufällig entdeckt, dass hier die gleichen Substanzen enthalten sind, für die Ginseng berühmt geworden ist: Die Ginsenoside. Die Chinesen behaupten sogar: „Jiaogulan wirkt wie Ginseng, aber noch wesentlich besser als Ginseng!“
Aufgrund dieser zum Teil identischen Inhaltsstoffe steigt die Nachfrage nach der Pflanze als preisgünstige Alternative zu Ginseng. Darüber hinaus enthält Jiaogulan sogar noch eine eigene Klasse von Saponinen, die sogenannten Gypenoside, die hauptsächlich für die wohltuende Wirkung verantwortlich sind. Bei Saponinen handelt es sich um in Pflanzen vorkommende Glykoside, die über heilende Eigenschaften für Menschen verfügen. Saponine lassen sich in Gemüsepflanzen, wie Sojabohnen, Erbsen, Spinat, Tomaten, Kartoffeln und Knoblauch finden. Desweiteren sind sie wirksame Bestandteile von Kräutern, Tee, Ginseng oder Jiaogulan. Während Ginseng nur etwa 20 Saponine enthält, sind in Jiaogulan über 80 Saponine nachweisbar.
Die Liste der nachgewiesenen Wirkungen ist schon beeindruckend. Neben den Wirkungen auf Herz- und Kreislauf, Cholesterin und Diabetes ist es vor allem die positive Einflußnahme bei Krebserkrankugen, die diese Pflanze für viele Menschen zum Hoffnungsträger macht.
Nun aber endlich in den Garten
Als eine schlanke, kletternde, einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze kann Gynostemma pentaphyllum respektable Höhen (in den tropischen Wäldern bis zu 9 Meter) erreichen.
Die meist dunkelgrünen Blätter der Jiaogulan-Pflanze sind schlank und am Blattrand leicht gesägt. Vom Blattgrund ausgehend verzweigen sich auf der Oberfläche v-förmige Blattadern. Die rauen Blattseiten und die behaarten Stiele sind weitere Merkmale. Die Bezeichnung „Five Leaves Ginseng“ weist darauf hin, dass die Pflanzen an den Blattstielen überwiegend 5 Blätter (min. 4 und max. 9) ausbildet. Die sternförmigen männlichen und weiblichen Blüten zeigen sich zumeist ab Mitte Juni bis Ende August. Die kleinen Beerenfrüchte sind in der Verwendung zu vernachlässigen.
Stecklinge oder Samen?
Wenn Sie sich dazu entschließen, ihr eigenes Kraut der Unsterblichkeit im Garten anzubauen, sollten Sie sich für Stecklinge entscheiden, deren Herkunft sicher nachweisbar ist. Denn nur dann werden die Pflanzen ihre voll Wirkung entfalten. Die Kultivierung dieses beliebten Heilkrautes aus Samen ist nicht nur erheblich schwieriger sondern auch viel wirkungsärmer. Daher will ich auch gar nicht weiter darauf eingehen. Die von Ihnen gewählten Pflanzen sollten möglichst aus einer vegetativen Vermehrung durch Absenker, Stecklinge oder Rhizome stammen. Dabei ist die Vermehrung durch Rhizome die kraftvollste und sicherste Anzuchtmöglichkeit. Natürlich gilt es den Preis zu berücksichtigen, der im Fachhandel deutlich höher ausfällt. Doch was nutzt es Ihnen, wenn Sie Pflanzen erwerben, die aufgrund der Anzuchtmethoden von minderer Qualität sind. Achten Sie in Ihrem eigenen Interesse darauf, dass es sich bei dem Setzling um einen unmittelbaren Ableger der genetischen Mutterpflanze handelt.
Beste Wachstumsbedingungen
Da Jiaogulan seinen Ursprung in tropischen Regionen hat, sollten die natürlichen Standortbedingungen berücksichtigt werden. Auch wenn dieses Kürbisgewächs sehr anpassungsfähig ist, sind dennoch halbschattige bis leicht sonnige Standorte mit feuchten, nährstoffreichen und humosen Böden zu bevorzugen. Für die Bildung der Rhizome ist die optimale Erde mehr als 30 cm tief, gut durchlässig und hält Wasser. Ein gesunder Gartenboden mit einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,0 zeigt sich als optimal. Die Jiaogulan-Pflanze toleriert aber jeden Boden-pH-Wert zwischen 5,5 und 8,0. Biologisch-organischer Langzeitdünger wie z. Bsp. Rinder- oder Schafsdung in pelletierter Form sowie Koko-Humus versorgen die Pflanze mit den nötigen Nährstoffen. So begünstigen Sie das Wachstum und der Saponin-Gehalt der Pflanze ist am höchsten. Staunässe und zu viel Gießen sind oft die Ursache für faulende Wurzeln.
Pflege und Vermehrung
Einmal im Garten angesiedelt breitet sich Jiaogulan langsam aus, ohne zur Plage zu werden. Die Winterhärte ist nicht ganz stimmig und wird sehr verschieden angegeben. Da die Pflanze aber gegen Ende Herbst sowieso einzieht, lässt sich das Rhizom auch frostfrei überwintern. Es kann nicht schaden, die bodennahen Pflanzenteile mit Reisig abzudecken. Im kommenden Frühjahr gehört das Kraut zu den ersten Pflänzchen, die sich zeigen.
Als rankende Pflanze nimmt das Kürbisgewächs sehr gerne Rankhilfen an, kann aber auch in Hänge-Ampeln oder als Bodendecker gezogen werden. Im Juli und im August haben Sie die idealen Monate, für die Stecklingsvermehrung. Dabei verkraftet die Pflanze sogar das Zerschneiden von Rhizomen.
Die Ernte
Die frischen Blätter können Sie ständig ernten. Sie können die Pflanze auch schneiden, wenn diese sich da ausbreitet, wo sie nicht soll. Aber das Gewächs muss nicht geschnitten werden, wenn es nicht stört. Die Blätter lassen sich aber auch gut trocknen und als Wintervorrat anlegen. Da sich selbst in den Stengeln Wirkstoffe befinden, kann eine Kräuterschere sehr dienlich sein.
Tipp: Lassen Sie die Stengel erst ein wenig trocknen, bevor Sie mit dem Zerkleinern beginnen. Denn sonst gehen ätherische Bestandteile verloren. Hinzu kommt, dass die Schere häufig verklebt.
Mein Fazit:
Für mich ist diese Pflanze eine echte Bereicherung im Garten. Es sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt und die positiven Wirkungen dieser Pflanze sind von Wissenschaftlern bestätigt worden. Die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten und der leichte Lakritz-Geschmack kommen mir sehr entgegen. Ich verwende die Blätter gerne als Beigaben zu Smoothies und Salaten.
Die Pflanze zeigt sich wirklich als sehr anspruchslos und pflegeleicht. Hat sie einmal den richtigen Boden gefunden, zeigt sie sich entspannt und macht genau das, wozu ich sie kultiviert habe: Das Jiaogulan-Gewächs produziert reichlich Blätter!