Das Thema Insektensterben findet aktuell immer mehr Beachtung und ist selbst in der Politik angekommen. Insekten stellen die artenreichste Klasse der Tiere überhaupt dar. Die Anzahl der Insekten wird weniger, auch in den heimischen Gärten. Vielleicht nehmen Sie das bereits selbst so wahr. Das Insektensterben ist unstrittig. Heftig diskutiert werden lediglich die Ursachen.
Dabei hat das Insektensterben unglaublich große Auswirkungen auf die Ökosysteme, die Biodiversität und die Landwirtschaft in unserem Land und ist ein wichtiger Grund für das Vogelsterben. Dieser Betrag soll nicht von den Ursachen handeln. Es geht mehr darum, wie Sie mit einfachen Mitteln helfen können, dass Ihr Garten oder Ihr Balkon zum Lebensraum und Rückzugsort für Insekten wird.
Insekten und ihre wichtige Rolle
Es gibt Menschen, denen das gar nicht mal so ungelegen kommt. Verkleben doch nicht so viele kleine Tierchen den Autolack oder die Windschutzscheibe. Auch die Kaffee-Tafel im Freien lässt sich ohne das lästige Herumgeschwirre und ohne Krabbeltiere viel besser genießen.
Auch wenn es gar nicht so offensichtlich sein mag, die Insekten spielen in der Natur eine wichtige Rolle. Sie sind Bestäuber für Pflanzen oder dienen als Nahrungsquelle für Tiere. Die Folgen des Insektensterbens gehen weit über die bereits vorhandene „Bestäubungskrise“ hinaus.
Vogelarten wie Blaukehlchen, Mehlschwalbe oder Dorngrasmücke leiden ohnehin schon unter der Zerstörung ihrer Lebensräume. Wenn sie bei einem weiteren Rückgang ihrer wichtigsten Nahrung Probleme bekommen, werden diese Vögel nicht mehr in der Lage sein, genügend Nachwuchs aufzuziehen.
Geeignete Schutzmaßnahmen
Wenn Sie also die fleißigen Helfer unterstützen und dem Insektensterben entgegenwirken möchten, können Sie dies mit einigen geeigneten Schutzmaßnahmen leicht umsetzen. Hier ein paar Inspirationen:
Verzicht auf Chemie
Insektizide, Pestizide, chemische Düngemittel – in Gartencentern, Baumärkten und Online-Shops ist die Auswahl an chemischen Mitteln groß. Doch es geht auch anders.
Mit einem naturbelassenen Boden, versetzt mit Kompost und unterlegt mit gehexeltem Holz, schaffen Sie bereits eine hervorragende Basis. Die geeigneten Bodenverhältnisse sind jedoch wichtig. Nicht jeder Boden eignet sich für jede Pflanze. Einige Arten bevorzugen sandigen Boden, die nächsten lehmigen und wieder andere einen humusreichen Boden. Machen Sie sich vor dem Pflanzen mit den Ansprüchen vertraut und Sie verhindern Krankheiten. Mehr dazu lesen Sie auch in dem Beitrag: Bodenarten, Bodenverbesserung und die Regenwürmer.
Wählen Sie immer den richtigen Standort für Ihre Pflanzen. Es gibt Pflanzen, die den Schatten bevorzugen, während andere in der Sonne gedeihen. Lockern Sie den Boden regelmäßig, sorgen Sie für ausreichend Nahrung, beschneiden Sie die Pflanzen und arbeiten Sie mit sauberen Geräten und Werkzeugen.
Damit sorgen Sie für kräftige und gesunde Pflanzen und können auf die chemischen Mittel verzichten. Leimringe am Baum, Netze gegen Ungeziefer und Schnecken oder auch der Einsatz von Nematoden oder Schlupfwespen erweisen sich als gute Hilfsmittel, wenn Sie den Kampf gegen Schädlinge aufnehmen.
Pflanzvielfalt und Wildblumen
Ihr Garten (oder den Balkon) lässt sich mit den richtigen Blumen und Kräutern aufwerten. Sorgen Sie für Pflanzenvielfalt im Beet und Wildblumen auf der Wiese.
Um für die Tiere ein ausreichendes Nahrungsangebot zu schaffen, sollten Sie möglichst viele verschiedene Pflanzenarten in den Garten setzen. Doch nicht alle Zierpflanzen haben Pollen und liefern Nektar. Wenn Sie den Insekten etwas Gutes tun wollen, dann wählen Sie Pflanzen wie die Wiesenflockenblume, Wiesensalbei, Kornblume und Lavendel.
Wildblumen sind als Nahrungsquelle für Bienen ideal. Wenn Ihr Garten groß genug ist und es kein formaler englischer Garten sein muss, dann bestimmen Sie Stellen, die nur einmal im Jahr gemäht werden. Auf diesen Flächen können Sie eine Wildblumenmischung säen. Es gibt Saatenmischungen, die extra auf die Bedürfnisse von Bienen angepasst sind.
Kräuter schmecken nicht nur den Menschen
Mit einem Kräutergarten erweitern Sie das Nahrungsangebot. Insekten lieben Kräuter genau wie wir Menschen. Mit Küchenkräutern und gut riechenden Duftkräutern schaffen Sie einen Tummelplatz für Insekten.
Besonders gut machen sich Kräuter wie
Lavendel,
Salbei,
Thymian,
Zitronenverbene,
Pfefferminze,
Anis,
Rosmarin.
(Dies ist nur eine kleine Auswahl.)
Für den Balkon sind insbesondere Goldlack, Kapuzinerkresse, Verbene, Männertreu, Wandelröschen und Löwenmäulchen geeignet.
Naturschutz im Nutzgarten
Im Nutzgarten finden Bienen reichlich Nektar und Pollen, sofern Sie geeignete Gemüsearten und Obstsorten ausgewählt haben.
Viele Gemüsesorten wie Kohl, Salat, Möhren und Brokkoli bieten den Bienen kaum Nahrung, da diese vor der Blüte geerntet werden. Sie können jedoch den Bienen zuliebe immer ein paar Exemplare stehen lassen, die dann blühen und Pollen sowie Nektar bereithalten.
Küchenlauch und Zwiebeln hingegen bieten attraktive Blütenstände, die von einigen Bienenarten gerne angeflogen werden. Bei den Wildbienen und Hummeln sind die Blüten von Gemüse wie Zucchini und Kürbis sehr beliebt. Und auch Tomaten, Paprika und Auberginen finden bei den Bienen Beachtung.
Obstsorten wie Erdbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Birnen, Äpfel, Kirschen und Pfirsiche sind sogar ganz besonders abhängig von der Arbeit der Bienen.
Getränke anbieten
Ja tatsächlich, auch Insekten haben Durst. Sie sind allerdings weniger anspruchsvoll, sodass Wasser als Getränk bereits ausreicht. Ein Trog oder eine Vogeltränke sind ein idealer Treffpunkt für Bienen, Wespen, Schmetterlinge und Käfer. Auf dem Balkon nehmen Sie einfach eine kleine Schale.
Damit die Tierchen nicht ganz in das Wasser hineinfallen und Sie so ganz ungewollt zum Insektensterben beitragen, sollten Sie in die Tränken kleine Steine legen, auf die sich die Insekten setzen können.
Ein Hotelangebot zur Verfügung stellen
Die Insekten brauchen Rückzugsorte. Sog. Bienen- oder Insektenhotels dienen als Unterschlupf und sind Nist- und Überwinterungshilfen.
Dabei brauchen Sie auf keine Sternekategorien zu achten. Mit Insektenhotels sind künstlich hergestellte Nist- und Überwinterungsplätze für Nützlinge in unterschiedlichen Größen gemeint. Diese können freistehend oder hängend an Bäumen und Hauswänden angebracht werden.
Der Name Insektenhotel wird von der hausähnlichen Bauart abgeleitet. Die Hotels bestehen aus mehreren Etagen und werden durch einen dachartigen Überstand geschützt. Die Etagen bestehen aus Hölzern, in die kleine Löcher gebohrt werden.
Wenn Sie sich ein Insektenhotel näher ansehen, werden Sie über die Artenvielfalt der friedlich nebeneinander lebenden Bewohner mehr als erstaunt sein. Neben den Insektenhotels gibt es noch artenspezifische Vorrichtungen wie der Hummelkasten oder das Schmetterlingshaus.
Aber auch ganz einfach Totholz wie ein verrotteter Baumstamm oder Stapel aus Holz, Laub oder Steine dienen als Unterschlupf und Wohnraum für die verschiedensten Insekten.
Wozu der ganze Aufwand?
Nun, wenn Sie die Artenerhaltung der Tierklasse Insekten fördern, tun Sie zuerst einmal etwas für die Vielfalt der Pflanzenwelt. Denn viele Pflanzen können ohne die Bestäubung durch die unterschiedlichsten Insekten gar nicht überleben bzw. sich nicht entwickeln.
Ein weiterer Aspekt ist, dass den Insekten eine wichtige Funktion in der Nahrungskette zukommt. Dienen sie doch als Futter für Vögel, Reptilien, Amphibien und diverse Säugetiere. In diesem Zusammenhang macht das Insektensterben durchaus Sinn. Unter den Vogelarten heben sich der Große Abendsegler, Amseln oder Meisen als hungrige Insektenfresser hervor.
Etwas unappetitlich – jedoch unverzichtbar – ist ihre Funktion als Aas-Beseitiger. Die Zersetzung von Aas, Kot und Totholz funktioniert nicht ohne Insekten. Sie sind in der Tat so etwas wie die Müllabfuhr der Natur.
Und zuletzt ist da noch der Aspekt der biologischen Schädlingsbekämpfung. Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen oder Schlupfwespen kümmern sich mit großem Appetit um die Blattläuse und deren Larven. Laufkäfer sind die natürlichen Feinde der Nacktschnecke.
So werden einige unerwünschte Schädlinge ohne Ihr Zutun in Ihrem Garten bekämpft.
Ohne Ihr Zutun – das ist auch ganz wichtig! Denn ökologisch bedenklich wird die biologische Schädlingsbekämpfung immer dann, wenn für das Biotop und die Region untypische und fremde Organismen vom Menschen eingebracht werden.
Ein Beispiel? Der asiatische Harlekin-Marienkäfer, ein Käfer, der wegen seines großen Blattlaus-Appetits seit den 80er Jahren im großen Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt wurde, hat sich unaufhaltbar in Europa ausgebreitet und macht mittlerweile seinen europäischen Verwandten ernsthaft Konkurrenz.
Zusammenfassung – die Welt ohne Insekten
Wenn sich das Insektensterben weiter so fortsetzt, stehen die Menschen irgendwann unweigerlich vor der Frage:
Wie sieht eine Welt ohne Insekten aus?
Ohne Insekten müssten die Pflanzen per Hand von den Menschen bestäubt werden. Das würde den Anbau extrem verteuern. Viele Arten würden vermutlich ganz aussterben.
In der Folge hätten auch viele Tiere nichts mehr zu fressen. Das betrifft dann sowohl die Tierarten, die Insekten auf der Speisekarte haben, als auch die Pflanzenfresser. Für die Menschen würde der Fleischverzehr zum kostspieligen Luxus, da kaum noch Fleisch produziert werden kann.
Bedrohte Tierarten wie Frösche, Mäuse und Vögel fänden keine Nahrung mehr. Ohne Larven, Raupen und Insekten könnten sie ihre Jungtiere nicht mehr aufziehen und würden aussterben.
Jede Menge Kadaver, Kot und Totholz würde herumliegen, da die Insekten sie nicht mehr zersetzen. Selbst Pflanzenreste würden nicht mehr in den wertvollen Humus umgewandelt.
Fazit
Es ist mir durchaus bewusst, dass dies nur ein paar Beispiele aus dem Maßnahmen-Katalog zum Schutz der Insekten sind. Aber – es ist ein Anfang, um das Insektensterben zu verhindern! Denn schließlich sollte sich jeder vor Augen führen, welche weitreichenden Konsequenzen das Aussterben der Artenvielfalt mit sich bringen würde. Bereits heute zeigt sich, welche Auswirkungen die Verringerung der Population bei einigen Arten auf das ökologische Gleichgewicht (gibt es das überhaupt noch?) haben.
Ich persönlich vertrete daher den Standpunkt:
Insektensterben im Garten? – Nein Danke! In der Natur hat nahezu alles seinen Sinn!