Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde – aber bitte torffrei

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By Frank

Lesedauer: 13 Minuten

Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde – aber bitte torffrei? Warum ist das so wichtig? Nun, sowohl Pflanzerde als auch Pflanzenerde oder Blumenerde bilden die Basis für das Wachstum Ihrer Pflanzen. Damit Sie den Pflanzen die besten Voraussetzungen bieten können, gilt es auf jeden Fall, das Augenmerk auf hochwertige Erde zu richten. Denn neben Wasser, Licht und Wärme wird insbesondere ein nährstoffreicher, gesunder Boden nicht nur zu einer reichen Ernte sondern zu einer reichen, geschmackvollen und zudem gesunden Ernte führen. 

Ein Garten mit karger und nährstoffarmer Erde kann unmöglich Obst oder Gemüse hervorbringen, die gehaltvoll und wohlschmeckend aromatisch sind. Hinzu kommt noch, dass Pflanzen, die in einer gesunden Erde angebaut werden, viel weniger Probleme mit Krankheiten und Schädlingen haben.

Viele Fragen bei der Wahl der richtigen Erde

Doch bei der Wahl der richtigen Erde ergeben sich immer wieder folgenden Fragen: Was sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten? Wieso gibt es die durchaus erheblichen Preisunterschiede? Dient Pflanzerde nur zum Pflanzen oder auch zur Bodenverbesserung? Gehört Blumenerde nur in die Blumenbeete oder Töpfe? Wachsen Pflanzen nicht in Blumenerde und Blumen nicht in Pflanzenerde? Warum ist der Torfanteil in den Erdmischungen ein viel diskutiertes Thema? Kann das Herstellen von eigenen Mischungen Sinn machen? Diese und einige weitere Fragen sollen in diesem Beitrag behandelt werden.

Richtwerte und Normen

Es hält sich die weitverbreitete Meinung äußerst hartnäckig, dass es Normen oder verbindliche Richtwerte für die Erdmischungen und deren Bezeichnungen gibt. Dem ist nicht so. Folglich entscheiden letzten Endes die Hersteller, wie sie ihre Produkte deklarieren. So erklärt es sich, dass Blumenerde nicht ausschließlich für Blumen geeignet ist oder speziell für diese verfeinert wurde. Blumen wachsen in Pflanzenerde genauso gut wie in Blumenerde. Die Inhaltsstoffe sind somit viel entscheidender als die Bezeichnungen. Natürlich machen sich die Produzenten der Erdmischungen die Verwirrung um die Kennzeichnungen für einen höheren Absatz zunutze.

Einzig bei der gleichbezeichneten Anzucht- oder Aussaaterde handelt es sich um eine Spezialerde zur Anzucht von Keimlingen und Jungpflanzen. Diese zeigt sich nährstoffarm, feinkrümelig und keimfrei. Bei der Anzucht ist ein nährstoffarmer Boden erwünscht. Die Mischungen der anderen Erden sind zu stark gedüngt und würden in der Konsequenz die zarten Wurzeln der Keimlinge verbrennen. Die feinkrümelige Erde gibt den Wurzeln besseren Halt. Keimfreiheit ist ein weiterer wichtiger Aspekt, denn Bodenpilze und andere Mikroorganismen führen ziemlich sicher zum Absterben der kleinen Pflänzchen. Das Thema Anzucht- bzw. Aussaaterde wird in dem Beitrag „Anzucht- oder Aussaaterde – oder einfach Blumenerde?“ gesondert ausgeführt.

Der richtige Zeitpunkt

Das Frühjahr ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Beete mit neuer Erde aufzufüllen. Es macht keinen Sinn, das Substrat des Vorjahres wieder verwenden zu wollen. Denn so riskieren Sie, dass sich möglicherweise Krankheiten oder andere Schädlinge, die sich im Boden angesiedelt haben, auf die neuen Pflanzen übertragen. Hinzu kommt, dass die Erde der abgelaufenen Gartensaison bereits stark beansprucht wurde und so gut wie keine Nährstoffe mehr enthält. Selbstverständlich haben Sie während der Saison immer der Möglichkeit in den Boden frische Erde zur Aufbesserung einzuarbeiten.

Verschieden Erden

Bodenchemie und pH-Wert

Bevor Sie Ihre Beete mit neuer Gartenerde auffüllen, sollte eine genaue Analyse des vorhandenen Bodens erfolgen. Immer dann, wenn Sie einen Garten bepflanzen wollen, ist es gut, etwas über die über Bodenchemie zu wissen. Eine wichtige Information erhalten Sie, indem Sie den pH-Wert des Bodens messen. Der pH-Wert ist ein Maß für den Säuregrad oder die Alkalität des Bodens. Da die verschiedenen Pflanzen unterschiedliche pH-Werte erfordern, um optimale Wachstumsbedingungen vorzufinden, ist die Kenntnis des pH-Wertes von Vorteil. Denn dann haben Sie die Möglichkeit, entweder entsprechende Pflanzen zu setzen oder aber den pH-Wert des Bodens zu ändern.

pH-Wert Testgerät für die Messung

Die Messung vorzunehmen ist relativ einfach. Zuerst besorgen Sie sich ein einfaches und kostengünstiges pH-Wert Testgerät. Es gibt Hersteller, die Bodentests mit Reagenzien anbieten. Einfacher ist es meiner Meinung nach mit einem digitalen Bodenmessgerät.

Zur Vorbereitung graben Sie mit einer Schaufel oder einem Spaten ein etwa 5 – 10 cm tiefes Loch. Befreien Sie das entstandene Loch von Zweigen und sonstigen Fremdkörpern. Dann zerbröseln Sie den Boden in dem Loch. Anschließend füllen Sie das Loch mit pH-Wert neutralem Wasser auf. Verwenden Sie dazu am besten destilliertes Wasser (wie für die Autobatterie oder für das Dampfbügeleisen). Warten Sie, bis der Boden aufgeweicht ist.

Achten Sie darauf, dass Ihr Testgerät sauber und für eine genaue Messung kalibriert ist. Gegebenenfalls wischen Sie die Sonde noch einmal mit einem Tuch ab. Dann stecken Sie die Prüfspitze für ungefähr 1 Minute in den Morast.

Dies Auswertung

Der pH-Wert wird gewöhnlich auf einer Skala von 1-14 gemessen. Allerdings zeigen nicht alle Tester das gesamte Spektrum an.

Aus den Werten dieser Messung lassen sich folgende Rückschlüsse ziehen:

Ein pH-Wert

  • um 7 – neutraler Boden
  • in Richtung 8 und darüber – alkalischer Boden
  • in Richtung 6 und darunter – saurer Boden.

Da ein einzelner Messwert eine Anomalie darstellen kann, sollten Sie zur Sicherheit mehrere Messungen an verschiedenen Stellen im Garten vornehmen. So erhalten Sie eine gute Vorstellung von dem durchschnittlichen pH-Wert Ihres Gartens. Wenn alle Werte ungefähr gleich sind, nehmen Sie den Mittelwert und leiten bei Bedarf die geeigneten Maßnahmen ein. Sollte es hingegen nur an einzelnen Stellen starke Abweichungen geben, sind hier Sonderbehandlungen erforderlich. Allerdings kann der Boden eines Gartens auch unterschiedliche pH-Werte aufweisen und Sie wählen die richtigen Pflanzen für die richtigen Stellen.

Einen alkalischen Boden verändern Sie, wenn Sie organische Substanzen hinzugeben wie Sphagnum Moos oder Kompost. Bei einem sauren Boden wirken Einstreuungen von Kalk oder Holzasche, die Sie im Baumarkt oder Gartencenter erwerben können.

Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, reichen Sie Bodenproben bei einem der landesweit vertretenen Untersuchungslabors ein. Das Untersuchungsergebnis enthält dann meist Informationen wie die Feststellung der Bodenart, den Bedarf an Kalk sowie die Gehalte an Phosphat, Kali und Magnesium. Viele der Institute geben Ihnen auch eine Düngeempfehlung auf der Basis der Untersuchungsergebnisse mit. Informieren Sie sich jedoch vorher nach dem Preis, da dieser sehr unterschiedlich sein kann.

Basierend auf diesen Erkenntnissen können dann die richtige Erde oder die entsprechenden Pflanzen gewählt werden. Mit der Beigabe des richtigen Düngers optimieren Sie die Bodenverhältnisse. Insofern sollten Sie bei der Wahl der richtigen Erde, sinnvollerweise auf die Produktbeschreibung und somit die tatsächliche Zusammensetzung der Mischung achten. Die Produktbezeichnung kann da unter Umständen irreführend sein.

Gute Erdmischungen erkennen

Eine gute Erdmischung sollte einen hohen Humusanteil haben. Als Humus wird die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Bodensubstanz bezeichnet. Die organischen Bestandteile des Bodens sind wichtig für die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen wie Stickstoff oder Phosphor. Sie gewährleisten aber auch die Porenverteilung und regulieren so den Luft- und Wärmehaushalt des Bodens.

Viele im Handel befindliche Erden enthalten sehr viel Torf und haben einen hohen Salzgehalt. Das beeinträchtigt das Wachstum der Pflanzen und macht sie anfälliger für Krankheiten.

Tipp: Eine gute Erde erkennen Sie daran, dass sie locker in der Hand zerfällt. Es gibt doch nichts Besseres, als den Pflanzen einen herrlich krümeligen, schwarzen und nährstoffreichen Boden in Ihrem Garten anzubieten, oder?

Gute Erdmischungen erkennen

Humus – die Nr. 1

Mit Humus machen Sie garantiert nichts verkehrt. Erwiesenermaßen hat sich Humus als nährstoffreichste Erde herausgestellt. Idealerweise sollten Sie Ihre Gartenbeete mit einer Humusschicht von mind. 20 bis 30 Zentimeter auffüllen. Damit schaffen Sie beste Bedingungen für Ihre Pflanzen.

Im Handel oder bei Online-Shops ist Humus zur Verwendung als Gartenerde erhältlich. Auch Baustoff-Lieferanten und Firmen für Bauarbeiten oder Erdbewegungen bieten Humus zum Kauf an. Bei den letztgenannten Firmen steht immer wieder Humus als sog. Aushubmaterial zur Verfügung. Allerdings sieht der Gesetzgeber diese Aushuberde als Abfall, die auf einer Aushubdeponie zu entsorgen ist. Es kann also sein, dass das Erdreich mit anderen Materialien durchmischt und im schlimmsten Fall kontaminiert ist. Sie sollten sich vergewissern, dass dieser Humus unbedenklich auf die Beete aufgebracht werden kann.

Wesentlich sicherer können Sie sein, wenn Sie bei den Forstämtern nachfragen. Denn Walderde gilt als der beste Humuslieferant. In der Natur fallen die organischen Stoffe auf den Waldboden – ungestört von menschlichen Einflüssen – und aus diesen Schichten wird dunkler, humusreicher Boden geschaffen. Die Natur weiß eben wie es geht! Oftmals wird nach Rodungsarbeiten der dadurch entstandene Waldboden angeboten.

Im Handel angebotene Gartenerde

Der klassische Weg, um an die benötigte Gartenerde z.B. zum Auffüllen von Gartenbeeten zu erwerben, ist das Gartencenter oder der Fachhandel. Dort werden Sie eben die bereits erwähnten Pflanz-, Pflanzen- und Blumenerden wiederfinden. Hinzu kommt noch die wesentlich dunklere Friedhofserde, die über höheren Schwarztorfgehalt verfügt.

Lassen Sie sich nicht von den tollen Bezeichnungen der Hersteller wie Premium-Qualität, Qualitäts-Erde, Magischer Erdenzauber, Gärtner-Qualität aus…, Aktiv-Pflanzenerde etc. verleiten. Entscheidend ist und bleibt die Zusammensetzung. Abhängig von den Pflanzen, die in die Beete sollen, und der Erde-Mischung sind u. a. Kalk und entsprechende Düngemittel hinzuzufügen.

Zu erwähnen ist noch, dass es im Fachhandel auch speziell vorbereitete Mischungen für bestimmte Pflanzen wie z.B. Zitrus, Bonsai oder Rhododendron gibt. Diese qualitativ hochwertige Spezialerde, die für auserwählte Pflanzen optimiert wurde, bietet im Vergleich zu herkömmlicher Pflanzerde durchaus Vorteile. So müssen die Pflanzen zum Beispiel seltener gedüngt werden. Neben dem zumeist erheblich höheren Preis haben diese Mischungen den Nachteil, dass die spezialisierte Erde für andere Pflanzen gänzlich ungeeignet sein kann.

Insofern fahren Sie wesentlich besser, wenn Sie sich für eine gut abgemischte Universalerde entscheiden und diese dann dem Nährstoffbedarf der jeweiligen Pflanzen entsprechend anreichern.

Angebots- oder Billig-Erde

Abzuraten ist auf jeden Fall von den Billig-Angeboten, da Untersuchungen ergeben haben, dass oft nicht das darin enthalten ist, was auf der Verpackung steht. In einigen Proben wurden Schädlinge, Äste und Abfall oder sogar Giftstoffe und Schimmelsporen gefunden. Auch die Larven der sog. Trauermücken haben in solchen Mischungen ihre Heimat gefunden. Irgendwann entsteigen diese schwarzen Quälgeister den Beeten. Ebenfalls häufig bemängelt wurden der hohe Torf- oder Salzgehalt sowie die bereits lange Lagerung der Packungen.

Minderwertige Qualitäten für die Aussaat können einige Überraschungen enthalten. Denn nicht jedes Pflänzchen, das sich zeigt, ist auch erwünscht. So enthalten viele der Substrate die Samen verschiedener Unkräuter. Dies ist zumeist bei Erden mit Torfanteil der Fall. Denn beim Torfabbau werden meist die unteren, unkrautfreien Schichten für Blumenerden genutzt. Die oberen Schichten mit Bewuchs dienen zu Renaturierungszwecken. Eine unsachgemäße Mischung kann somit schnell eine Unkrautquelle sein. Auch zugeflogene Samen bei ungeschützter Lagerung tragen zur Verunreinigung bei.

Ein weiterer Grund auf Billig-Ware zu verzichten ist, dass minderwertiges Substrat beim Gießen zur Schlammbildung neigt. Dadurch bildet sich beim Trocknen eine feste Kruste an der Oberfläche, die für das Gedeihen der Pflanzen zu einem Hindernis wird.

Hinweis erhitzen

Kompost-Erde

Aus verrotteten Gartenabfällen lässt sich wieder neue Erde gewinnen, die zugleich über einen sehr hohen Düngegehalt verfügt. Mit einem Komposthaufen können Sie Komposterde im eigenen Garten ganzjährig selbst erzeugen. Vielleicht werden Sie jetzt denken: Das hat mir noch gerade gefehlt! Im Zusammenhang mit Kompost denken nämlich viele Gartenbesitzer an übelriechenden Müll. Der schlechte Geruch mag auch der Grund dafür sein, warum ein Komposthaufen zumeist im hintersten Winkel eines Gartens platziert wird. Sofern Sie den Kompost jedoch richtig schichten, einen Mix aus trockenen und feuchten Materialien wählen und eine ausreichende Luftzufuhr sicherstellen, dann verhindern Sie die Fäulnisbildung. Das hat dann zur Folge, dass von Ihrem Kompost auch kein unangenehmer Geruch abgesondert wird.

Zum Kompost zählt im weitesten Sinne natürlich auch Tiermist, den Sie unter anderem von Kühen und Pferden im Gartenbeet verarbeiten können. Sie sollten aber niemals frischen Tiermist ausbringen.

Sollte ein eigener Kompost-Haufen für Sie nicht infrage kommen, dann haben Sie immer noch die Möglichkeit, diese Kompost-Erde auch bei sogenannten Grüngut-Deponien recht kostengünstig zu erwerben.

Übrigens ist nur reine Komposterde kein adäquater Ersatz für qualitativ hochwertige Blumen- oder Pflanzerde. Daher empfiehlt es sich, herkömmliche Erden je nach Vorhaben mit gut ausgereiftem Kompost in einem Mischungsverhältnis von 2:1 anzureichern.

Die Erden im Test

Im Laufe der Jahre haben sich einige Ratgeber-Magazine im TV wie NDR, SWR und die ARD in der Sendung „Hart aber fair“ mit Blumen- bzw. Pflanzenerde beschäftigt. Die Ergebnisse fielen durchaus unterschiedlich aus, was sicher an der Auswahl der getesteten Erden lag. Am ausführlichsten sind die Tests der Stiftung Warentest, die aus dem Jahr 2014 datieren. In diesem Vergleichstest wurden 19 Erden im Hinblick auf Wachstumsförderung und Struktur sowie auf Unkrautfreiheit, Füllmenge und Deklaration der Inhaltsstoffe getestet. Beim Pflanzenwachstumstest wurden Kriterien wie pH-Wert, Stickstoff-, Phosphor- und Kalium-Anteil, Spurenelemente sowie der Salz-, Natrium- und Chloridgehalt ausgewertet. Zur Strukturermittlung wurde neben der Wasser- und Luftkapazität die Beständigkeit gegen Schrumpfung beurteilt. Leider enthielten 14 der getesteten Produkte einen Torfanteil und lediglich 5 waren torffrei.

Die fünf Testsieger lauten wie folgt:

  1. Pflanzen Kölle Kölle’s Beste! Pflanz-Erde
  2. Compo Sana Qualitäts-Blumenerde
  3. ASB Grünland Standard Blumenerde
  4. Dehner Blumenerde Gärtnerqualität
  5. Frux Qualitäts-Blumenerde

Dennoch sind mir persönlich die beiden besten torffreien Produkte

  • Compo Bio Universalerde und
  • Neudorff NeudoHum Pflanzerde

wesentlich sympathischer.

Warum ist torffrei so wichtig?

Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde und dann torffrei. Wozu soll das gut sein?

Torf ist zwar ein vollkommen natürlicher und dementsprechend biologisch abbaubarer Rohstoff, der sehr positive Wirkungen auf den Pflanzenwuchs hat. Für die Torfgewinnung müssen jedoch ganze Moore trocken gelegt werden. Eine Folge ist die endgültige Zerstörung der unschätzbar wertvollen Ökosysteme, die unzähligen Tieren und Pflanzen als Lebensraum dienen. Darüber hinaus führt die Trockenlegung der Moore zu einer vermehrten Freisetzung von klimaschädlichem Kohlendioxid.

Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel und Verzicht auf Torf – diese 3 Kernkriterien sind der Maßstab für ökologisches Gärtnern. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe: den Schutz unseres Klimas und den Erhalt der Biologischen Vielfalt.

Vielleicht werden Sie denken: Torf ist doch nicht giftig und ein Naturprodukt?

Das ist richtig, ähnlich wie bei Kohle handelt es sich bei Torf um Pflanzenreste, die wesentliche fossile Kohlenstoffspeicher sind. Beim Torfabbau werden diese schützenswerten Lebensräume leider nachhaltig zerstört und die dort vorkommenden Arten existenziell bedroht.

Kein guter CO2-Fußabdruck

Aufgrund des hohes Wasserspeichervermögens, der Durchlässigkeit und lockeren Struktur, wird Torf leider noch immer als Grundlage zur Herstellung von Pflanzsubstraten verwendet. Und ein 40 Liter Sack Torferde setzt 10 Kilogramm CO2 frei, das entspricht einer Wegstrecke von 50 Kilometern mit einem Benziner. Das ist ja nun wirklich kein guter CO2-Fußabdruck.

Dabei gibt es mittlerweile schon zahlreiche torffreie Erden im Handel, die über ebenso gute Eigenschaften verfügen, aber dafür Moore nicht belasten.

Der Abbau von Torf bedeutet langfristig gesehen seine Zersetzung und die damit verbundene die Freisetzung von CO2, das über Jahrhunderte in den Mooren gespeichert wurde. Dadurch wird wiederum der Treibhauseffekt befeuert.

Deshalb soll der Torf bleiben, wo er klimarelevant ist – nämlich als fossiler Kohlenstoffspeicher im Boden! Der Verzicht auf Torf bedeutet also Klimaschutz, denn in Mooren ist doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen Wäldern der Erde zusammen!

Ein weiterer wichtiger Grund: Torf entsteht in Mooren, das sind besondere Feuchtgebiete mit hoch angepassten, seltenen Tier- und Pflanzenarten. Was der Abbau von Torf da anrichtet, können Sie sich leicht ausmalen.

CO2-Fußabdruck

Die Alternativen zum Torf

Sowohl Moore als auch Feuchtheiden gehören mittlerweile zu den geschützten Habitaten und sind nur noch wenig zu finden. Dadurch sind auch die Torfmoose so sehr vom Aussterben bedroht, dass sie in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern auf der roten Liste landeten.

Sphagnum Moos – eine Möglichkeit

In Tasmanien und Neuseeland gibt es hingegen noch sehr große Bestände, u. a. auch Sphagnum Moos. Glücklicherweise haben die dortigen Umweltschutzbehörden dazugelernt und sehr strenge Richtlinien für die Ernte von Sphagnum Moos festgelegt. So dürfen auf den Flächen keine schweren Erntemaschinen eingesetzt werden und die Bestände müssen erhalten bleiben.

Sphagnum Moos

Sphagnum Moos findet einmal Verwendung zur allgemeinen Verbesserung der Wasserspeicherkapazität von Böden und auch als Torfersatz in der Blumenerde.

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Versuchsflächen für kultivierte Torfmoose. Es handelt sich bei der Torfmooskultivierung um den Anbau von Torfmoosen (Sphagnum) zur Produktion und Ernte von Torfmoos-Biomasse. Dabei wird Torfmoos als neue landwirtschaftliche Kulturpflanze etabliert, um einen nachwachsenden Rohstoff zur Herstellung von hochwertigen Kultursubstraten für den Gartenbau zu gewinnen.

Wenn Sie also Torf in Ihrem Beet verwenden wollen, ist es aus ökologischer Sicht sicher die bessere Variante, wenn Sie auf Sphagnum Moos zurückgreifen.

Kokohum – ebenfalls eine Alternative

Eine weitere Alternative ist Kokohum, ein torffreies Kultursubstrat aus getrockneten Feinfasern der Kokosnuss. Es besteht somit aus einem nachwachsenden Rohstoff. Kokohum besitzt eine hohe Struktur- und Faserfestigkeit sowie ein sehr gutes Wasserhaltevermögen. Der hohe Luftanteil sorgt für kräftiges Wurzelwachstum. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Tatsache, dass es sich bei Kokosfasern um einen schnell nachwachsenden Rohstoff handelt. In getrockneter Form nehmen diese Fasern kaum Platz in Anspruch und lassen sich dadurch besonders gut transportieren. So bleiben selbst längere Transportwege unproblematisch.

Xylit – der Hoffnungsträger

Ein neuer Hoffnungsträger gewinnt derzeit mehr und mehr an Bedeutung – Xylit. Dieser Zusatzstoff ist ein Nebenprodukt beim Braunkohleabbau. Doch leider gibt es wohl kaum einen Eingriff in Natur und Umwelt, der so nachhaltig und gravierend ist, wie der Abbau und die Nutzung von Braunkohle.

Bisher wurde Xylit einfach in Kohlkraftwerken verbrannt, obwohl es weit weniger Energie als Braunkohle liefert. Nun wurde aber festgestellt, dass Xylit als Zutat von Blumenerde sehr positiven Einfluss sowohl auf den Wuchs, die Blühkraft und die Gesundheit von Pflanzen hat. Das hohe Porenvolumen dieses Nebenproduktes sorgt für eine ausgezeichnet Durchlüftung der Erde. Trotzdem erweist sich Xylit aber dennoch als extrem strukturstabil. Der Huminsäuregehalt ist vergleichbar mit Torf und wirkt stabilisierend auf den pH-Wert des Bodens. So findet dieser Zusatzstoff zumindest eine vernünftige Verwendung.

Torffrei und torfreduziert

Wenn Sie als Verbraucher auf die Beimischung von Torf verzichten wollen, ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen torffrei und torfreduziert zu kennen:

Nur Erden die als „torffrei“ gekennzeichnet sind, enthalten auch tatsächlich überhaupt keinen Torf.

Torffreie Produkte enthalten stattdessen eine Mischung aus Rindenhumus, Holz-, Kokos-, Chinaschilf- oder Hanffasern sowie Zusätze wie Sand, Lavagranulat oder Tonminerale. Die Produkte, die als „torfreduzierte“ Erden angeboten werden, können erstaunlicherweise noch einen Torf-Anteil von bis zu 80 Prozent Torf enthalten.

Erdmischungen selbst herstellen

Es gibt natürlich die Variante, dass Sie bereits vorhandene Erde mit Kompost im Verhältnis von 2:1 mischen und mit den Torf-Alternativen Kokohum, Sphagnum Moos oder Xylit versehen. Um einen lockeren Boden zu erhalten, kann z.B. Holzkohle beigefügt werden. Die Zutaten der selbsthergestellten Mischungen sollten den Anforderungen des Bodens und den gewünschten Pflanzen gerecht werden.

Da es sich bei der selbsthergestellten Erde um eine kontrolliert vermischte Masse und nicht um ein industrielles Massenprodukt handelt, werden Sie Ihre Pflanzen optimal versorgen und diese weitaus weniger anfällig gegenüber Krankheiten und einem Schädlingsbefall machen. Die Beimischung der Holzkohle sorgt für eine besondere Lockerheit und gewährleistet darüber hinaus eine effektive Wasserspeicherung. Das Erdreich nimmt bei Regen mehr Wasser auf und die Pflanzen bauen dies bei Trockenheit wiederum dosiert ab.

DIY – Erdmischungen

Das Herstellen von eigenen Erdmischungen im „Do-it-yourself-Verfahren“ geht leichter als Sie vielleicht denken. Die folgenden vier Schritte sind dazu erforderlich:

DIY - Erdmischungen

Step1

Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt. Am besten setzen Sie die Erdmischung im späten Frühjahr bis hin zum Spätsommer an. Die Wahrscheinlichkeit, dass die (Nacht-) Temperaturen unter 15 Grad sinken, ist relativ gering. Dieser Umstand wirkt sich günstig auf die Mischung aus.

Um für reichliche Nährstoffe in der Erde zu sorgen, verwenden Sie Ihren verrotteten Kompost. Diesen haben Sie mit zerkleinerten, ungekochten Küchenabfällen und gesunden Pflanzenresten aufgeschichtet. Achtung: Niemals Fleisch in den Kompost geben. Es sei denn, Sie lieben die kleinen possierlichen Nager mit dem langen Schwanz – Ratten.

Einen luftdicht abschließbaren, großen Behälter benötigen Sie für die Grundmischung. Es gibt natürlich hier auch die Möglichkeit einen „Bokashi-Eimer“ zu nutzen.

Step 2

Den Behälter befüllen. Dies geschieht, indem Sie den Kompost schichtweise in den Behälter geben. Zwischen die Schichten streuen Sie immer etwas Steinmehl. Das Steinmehl ist deshalb sinnvoll, weil es nützliche Spurenelemente und Mineralstoffe wie Bor, Chrom, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Molybdän, Nickel, Aluminiumoxid, Silizium oder Zink enthält. Zudem handelt es sich bei Steinmehl um ein natürliches Düngemittel, das für Menschen und Tiere völlig ungefährlich ist. Mit einem Holzkohle-Anteil von ca. 10 % der Gesamtmasse sorgen Sie für ausreichend lockeren Boden.

Ob Sie sich für die Verwendung von sog. effektiven Mikroorganismen entscheiden, überlasse ich ganz Ihnen. Die zugelassenen EM-Produkte gibt es in flüssiger Form und können so der Komposterde einfach hinzugegeben werden. Die Mikroorganismen sollen einen günstigen Einfluss auf die Vergärung von organischen Abfällen haben. Insbesondere soll die Entstehung von Faulgasen und unerwünschten Schimmelpilzen verhindert werden.

Nach der Befüllung schließen Sie den Behälter luftdicht ab und lassen diesen für ca. 2 Wochen ruhen.

Step 3

Nun gilt es, die Komposterde mit natürlicher Gartenerde zusammenzubringen. Dieser Vorgang wird als „Vererdung“ bezeichnet. Um die Mischung zu vererden, wählen Sie im Garten eine Stelle, an der ausreichend natürliche Erde vorhanden ist. Diese lockern Sie etwas auf. Im Anschluss tragen Sie die frische Mischung gleichmäßig auf und decken diese mit herkömmlicher Erde ab.

Komposterde mit natürlicher Gartenerde zusammenzubringen

Abschließend decken Sie die gesamte Fläche mit einer Plastikfolie ab (evtl. mit Steinen beschweren). Nun heißt es Geduld bewahren, denn der Vererdungs-Prozess benötigt Zeit. So sollte das ganze Gemenge ungefähr ein halbes Jahr ruhen.

Step 4

Idealerweise ruhte die „neue“ Erde über den Winter, sodass diese im kommenden Frühjahr zur Verfügung steht. Durchmischen Sie die Erde noch ein wenig, bevor Sie diese in die Beete ausbringen.

Fazit:

Auch bei den Erden zeigt sich, dass Qualität ihren Preis hat. Vertrauen Sie auf namhafte Hersteller, auch wenn diese Produkte etwas teurer sein werden. Die Bezeichnungen sind, abgesehen von speziellen Erdmischungen und Anzuchterden, von geringerer Bedeutung.

Es ist also nicht entscheidend, ob Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde auf der Verpackung steht. Entscheidend ist die Zusammensetzung, die Sie bei Qualitätswaren der Beschreibung entnehmen können. Mit den richtigen Dünge-Zugaben reicht eine herkömmliche Erde völlig aus. Denn die richtige Dosierung ist viel entscheidender als die Bezeichnung. Um die Bodenqualität zu verbessern sind zudem Gründüngerpflanzen geeignet. Es ist nicht unbedingt erforderlich auf die teuren Spezial-Mischungen zurückzugreifen. Auch spielt es dann keine Rolle, ob Sie Blumenerde im Gartenbeet oder Pflanzenerde im Blumenkübel verwenden.

Sofern Sie Ihre Erde selber herstellen bzw. mischen können, sind Sie sowieso auf der sicheren Seite. Eine innovative Gartenmethode, die immer mehr Anhänger findet, mit wirklich ausgezeichneter Erde wird als „lasagne gardening“ mittlerweile an Universitäten gelehrt.. Lesen Sie dazu auch den Beitrag: Der Lasagne-Garten – Einfach ertragreich.

Also lösen Sie sich unbedenklich von den Bezeichnungen Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde und achten Sie, wie immer im Leben, auf das Kleingedruckte!

Und vielleicht legen Sie zukünftig Ihr Augenmerk darauf: Pflanz-, Pflanzen- oder Blumenerde – aber bitte torffrei!
Frank`s Tipp

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